Aus Flüchtlingen wurden Reisende. Menschen sowieso. Wahrscheinlich waren sie das immer schon. Keine Fotos heute, weil dann wären wohlmöglich all die italienischen, deutschen, amerikanischen und sonstigen Reisenden gekränkt. Zu Recht natürlich. Eine dreiköpfige syrische Familie isst zwei Matjes-Baguettes und ein Vanille-Cornetto. Reihum und gleichzeitig. Wer Orban überlebt hat, schafft das. – Ein junger Helfer. Auf seiner Brust steht „Halil Translator“. Hinter dem Rücken hält er ein Wieselburger und testet, ob es „halal“ ist. Ich habe da so meine Zweifel.
Eine sichtlich noble Dame, in einer Kombination aus goldenen Leggings, Schichten von Kapuzen-Shirts und weinroten Samtturnschuhen entdeckt vor meinen Augen, dass der Wiener Krapfen auch ein marmeladiges Innenleben hat. Die serbische Bettlerin, die mich sonst um einen Euro fragt und der ich meist gebe, weil ich als Pokerspieler abergläubisch bin und ihre Flüche zum Großteil verstehe, bettelt heute leise. Sie hat sich ein Kopftuch nach syrischer Art umgebunden. Ich gebe ihr zwei Euro. Gutes Marketing muss belohnt werden.