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Rechte Gaffer – Der stoische Polizist – Das Volk
13. September 2015

Jetzt sind sie da die rechten Gaffer. Wer so gerne „wir sind das Volk“ schreit, will auch seinen Volksbahnhof zurück. Auch wenn er ihn nicht braucht. Einfach so, weil das war ja kein Zustand nicht die letzen Tage. „Jetzt haben wir das Problem, um nicht zu sagen, den Scherb´n auf.“ Der Mann trägt eine schwarze Stofftasche auf der steht: „Leistungsträger entlasten.“ Zum Leistungsträger hat er es fix noch nirgendwo gebracht. Aber die Sprüche kann er halbwegs aufsagen. Immerhin. „Jetzt haben wir den Scherb´n auf. Wird ihm schon was einfallen dem Taxler.“ Wie er „Taxler“ sagt und Faymann meint, verschlägt es ihm fast die Stimme. Immerhin spricht er ja mit einem Polizisten, der aber absolut nicht zuzuhören scheint

Gleis 1 wird nur noch ganz spärlich bewacht. Die letzten Flüchtlinge sortieren sich in den hinteren Trakt des Bahnhofs. Eine ungarische Touristin mit Botox im Gesicht und einem silberfarbenen Handy im Glitter-Look hat einen kleinen Buben gefunden, den sie noch schnell fotografieren kann. Ein unterstandsloser Österreicher, der wohl schon seit Jahren seinen Meldezettel zwischen Gleis 3 und Gleis 4 auszufüllen scheint., kann sich gerade noch vor der fotohungrigen Frau retten. Irgendwie scheint der Bahnhof gesperrt zu sein. Wer wie ein Flüchtling aussieht, darf nicht rein. An jeder der Schwingtüren stehen Polizisten. Vereinzelt moderieren noch Dolmetscher und weisen auf die Zubringer zu den Notquartieren hin. Keine Züge nach Deutschland, keine Notwendigkeit am Bahnhof zu sein. So wohl die Argumentation. Allerdings, wer weiß schon sicher, wie ein Flüchtling aussieht? Ein guter Freund von mir, aus einer Roma-Familie und aus St. Pölten, und somit ein doppelt Ausgestoßener, wollte kürzlich helfen am Bahnhof und wurde ständig mit Mineralwasserflaschen und Bananen beschenkt. Wie auch immer, nicht reich angezogen und dunkler Teint darf nicht zu den Bahngleisen.

Ich fahre nach Hause und lese nach, was „das Volk“ will. 299 schenken dem ein „like“, der sich als „Fremder im eigenen Land“ fühlt. „Grenzen dicht“ führt das Ranking eindeutig an. Manche fordern „freie Waffenwahl“, Selbstverteidigung jetzt. Beratungschat aus der Abteilung: Welche Waffe passt zu mir. Gewonnen hat das „SPA 17/22 Standard Black“. Liegt geschmeidig in der Hand und ballert den Syrer weg, wenn er frech wird. Kickl fordert Kanzler Faymann per Presse-Aussendung auf zur „engen Zusammenarbeit mit Bayern und Ungarn.“ „Humanitär sei es das Gebot der Stunde die Grenzen dicht zu machen.“. Mir fällt dazu nichts ein. Nichts, was nicht sofort geklagt werden würde jedenfalls. Vielleicht überlasse ich das Schlusswort der ambitionierten Beverly L.: „Grenzen dicht, alle heim, HC an die Macht, so soll es sein“. – Bisher 84 likes. Aber da geht noch mehr.

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